BR - Mette Jakobsen - Minous Geschichte








Gebundene Ausgabe
 Erschienen am: 01.09.2012
Verlag: Bloomsbury
ISBN:  978-3827054999
Seitenanzahl:220
 Preis: 16,99 €








Als wir das Grab erreichten, fragte Onkel mit einem etwas traurigen Ausdruck in den Augen: "Wo könnte sie hingegangen sein, Minou?" Darauf hatte ich keine Antwort. Er nahm seinen Bowlerhut ab, neigte den Kopf und schien zu trauern. Im selben Moment wusste ich, dass Onkel mir nicht helfen würde, die anderen davon zu überzeugen, dass Mama noch lebte.

Minou lebt auf einer Insel mittn im Meer. Sie ist so klein, dass sie auf keiner Karte verzeichnet ist. Einmal im Monat kommt ein Versorgungsschiff zur Insel und bringt den wenigen Bewohnern alles, was sie zum Leben auf der Insel brauchen. Vor einiger Zeit gab es auf der kleinen Insel sogar eine Zirkusvorstellung. Zusammen mit ihrer Mutter und Kistenmann, einem Zimmerer für Zauberkisten, übte Minou lange Zeit für den großen Abend, an dem sie ihren Vater und Priester, den Inselgeistlichen, beeindrucken wollte. Die Vorstellung war ein voller Erfolg und alle schienen verzaubert von der Zirkusatmosphäre, doch am nächsten Morgen verschwand Minous Mutter. Sie ging einfach hinaus in den Regen und alles, was man je wieder von ihr sah, war einer ihrer roten Schuhe, der Tage darauf an den Strand gespült wurde. Alle glauben, dass Minous Mutter im Meer ertrunken ist, außer Minou. Sie ist davon überzeugt, dass sie nicht tot ist. Sie gebraucht die Werkzeuge des logischen Denkens, die ihr Vater, ein Philosoph, ihr von klein auf beigebracht hat , um zu erklären, dass ihre Mutter noch am Leben ist, doch bei ihren Streifzügen über die Insel begreift sie mehr und mehr, was an jenem Tag passiert ist und kommt dem Anfang der Wahrheit immer näher.

Das Cover des Buches fand ich persönlich recht ansprechend und hübsch, deshalb habe ich es auch überhaupt erst zur Hand genommen. Wenn man die Geschichte dann gelesen hat, fügt sich das Bild auch sehr schön in die Handlung ein. Minou scheint in einer Traumwelt zu leben, in der sie die Wahrheit zu verstecken scheint und genau dieses Träumen drückt das Bild auf dem Buchcover für mich auch aus.
Minou war ein recht hübsch ausgestalteter und mit Details versehener Charakter, allerdings blieben die anderen da deutlich hinter zurück. Richtige Namen gab es für keinen der Charaktere, wobei das vielleicht auch gerade den Charme der Geschichte ausmachen sollte, mir aber eher aufgestoßen ist. Auch erfährt man recht wenig über die einzelnen Personen. Sie werden kaum genauer beschrieben, sondern tauchen auf und verschwinden dann wieder aus der Geschichte. Allerdings erfährt der Leser so eben alles das, was Minou wichtig erscheint, da sie die Geschichte erzählt, setzt sie so auch die Akzente.
Entsprechend war der Handlungsbogen eher schwach. Ab und an gab es Höhen, an denen Minou dem Lösung des Rätsels näher kam, doch die alltäglichen Dinge, die das Mädchen dann beschrieben hat, haben die Geschichte wieder etwas ausgebremst. Trotzdem war es für eine recht knapp gehaltene Erzählung in Ordnung und die Geschichte sollte ja schließlich auch keine actiongeladene Handlung aufweisen, sondern zum Nachdenken anregen und das hat sie auf jeden Fall getan. An mancher Stelle gab es sicher auch einen versteckten Humor zu finden, den Minou vermutlich selbst nicht bemerkt hat. Eben ganz so, wie Kinder unbewusst komisch sind in mancher Situation. Ein Lob an die Autorin, die den Blick durch den Augen eines kleinen Mädchens wirklich sehr gut getroffen hat und damit auch recht realistisch geblieben ist. Hin und wieder geht die Phantasie mit Minou durch und dann wieder versucht sie die klugen Ratschläge der Erwachsenen zu befolgen, die sie eigentlich gar nicht versteht. Somit wirkt das Konzept schlüssig und gut zusammengesetzt.
Mit viel emotionaler Tiefe kommt das kleine Mädchen der Wahrheit Stück um Stück näher. Einer Wahrheit, die sie vorher die ganze Zeit mit allen Werkzeugen, die ihr Vater ihr in ihrem Leben schon an die Hand gegeben hat, zu lösen versucht. Dabei stolpert sie über Ungereimtheiten und löst Situationen und schwierige Fragen mit ihrem ganz eigenen Charme. Man taucht tief ab und findet sich bald selbst auf dieser kleinen Insel mitten im Meer, ja mitten im Nichts, wieder. Der Schreibstil passt zu einem kleinen Mädchen, das zwischen künstlerischer Mutter und philosophischen Vater aufgewachsen ist. Immer wieder driftet sie von den klaren Formen der Logik ins künstlerisch Verschnörkelte ab. Originell ist die Idee vielleicht nicht unbedingt, aber dafür mit viele Liebe und einem Talent sich in die Gedankenwelt eines Kindes zu versetzen geschrieben.

Insgesamt ein nettes Buch für einen kühlen Abend mit Tee und einer Decke auf dem Sofa. Nicht sonderlich lang und schnell zu lesen, dafür wirkt es in den Gedanken noch einige Zeit nach.


Aussehen: ♥♥♥♥

 Charaktere: ♥♥

 Spannung: ♥♥

 Humor: ♥♥♥ 

 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥

 Originalität: ♥♥♥

 Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥ 

 Schreibstil: ♥♥♥

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