BR - Eoin McNamee - Blau ist die Nacht




 Titel: Blau ist die Nacht
 Reihe: -
 Autor: Eoin McNamee
 Genre: Roman
 Verlag: dtv
 Seitenzahl: 272 Seiten
 Preis: 16,90€








"Nimm es, wie du willst, Harry. In dieser Angelegenheit hat sowieso der Pöbel das Sagen. Der Pöbel hat immer das Sagen." 
"Richter und Geschworene etwa nicht?" 
"Du bist ja ein richtiger Komiker, Harry. Wusste ich gar nicht. Dein Sinn für Humor ist mir bis jetzt entgangen."

Im Belfast der späten vierziger Jahre wird eine Katholikin brutal überfallen. Bevor sie ihren schweren Verletzungen erliegt, kann sie den Täter identifizieren: ein Protestant. Für Richter und Anwälte scheint klar zu sein, dass es in dem brodelnden Pulverfass, das Belfast zu jener Zeit ist, höchstens zu einem Schauprozess kommen wird. Doch für Staatsanwalt Lance Curran ein Mord ein Mord. Selten ist die Beweislage so eindeutig und er sieht nicht ein einen solchen für politisches Kalkül ungesühnt zu lassen. Damit bringt er viele Menschen, auch hohe Tiere, gegen sich auf. Jahre später wird seine Tochter Patricia ermordet. Zwar wird für diesen Mord jemand verurteilt, doch Harry Ferguson, seinerzeit Currans rechte Hand, glaubt, dass mehr dahinter steckt und rollt Jahre nach Patricias Tod alles noch einmal auf.

Eigentlich dachte ich, es ginge in diesem Buch primär um die Geschichte der Ermordung Patricia Currans, eine schreckliche Bluttat, die sich 1952 tatsächlich ereignet hat. Ian Hay Gordon wurde dafür verantwortlich gemacht und verurteilt, allerdings wurde sein Urteil Jahrzehnte später aufgehoben. Somit gilt der Fall Patricia Curran noch immer als ungelöst. Ungelöst bedeutet aber nicht, dass es nicht die wildesten Spekulationen gibt, bis zum heutigen Tag. Ungereimtheiten im Hinblick auf den Fund der Leiche und das Verhalten ihrer Familie haben Stimmen laut werden lassen, die mutmaßen es wäre ihre eigene Mutter gewesen, deren schwierige Beziehung zu Patricia ein offenes Geheimnis war. Wieder andere vermuten, dass es ein politischer Gegner ihres Vaters gewesen sein könnte, oder aber jemand, den Lancelot Curran ins Gefängnis gebracht hat.
Eoin McNamee hat sich dieses ungelösten Falles angenommen und ihn und all diese wilden Vermutungen in "Blau ist die Nacht" aufbereitet. Hierfür hat es aber nicht gereicht, dass er bloß Patricias Geschichte erzählt hat. McNamee fängt Jahre vor ihrer Ermordung an und zwar mit dem oben bereits erwähnten Prozess gegen den Mörder von Mary McGowan, mit dem Lance Curran sich ebenso viele Feinde gemacht wie er Bewunderer gewonnen hat. Zentrale Figur dieser Aufarbeitung der vergangenen Ereignisse ist Harry Ferguson, der zum Zeitpunkt des McGowan-Falls Currans rechte Hand war und auch Patricia nahe stand. Jahre danach lässt ihn ihr Tod noch immer nicht los und er versucht noch einmal alle Puzzleteilchen zusammen zu suchen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Natürlich ist McNamees Lösung des Ganzen ähnlich allen Geschichten, die uns den wahren Jack the Ripper präsentieren wollen - nichts weiter als Spekulation. Aber McNamee hat ja auch einen Roman geschrieben und keinen Tatsachenbericht. Nach einem etwas verwirrenden Anfang habe ich schnell in die Geschichte hinein gefunden, nach und nach fügten sich die losen Enden zu einem Ganzen zusammen. Der Schreibstil, der mit wenigen Worten viel rüberzubringen weiß, hat mir sehr gut gefallen und passte perfekt in diese düstere, politisch-religiös wie emotional aufgeladene Geschichte.

"Blau ist die Nacht" hat mich als Urlaubslektüre nach Schottland begleitet und war trotz der atemberaubenden Landschaft draußen binnen weniger Tage regelrecht verschlungen. Ein kleines Manko bildete für mich der Einstieg in die Geschichte, der mich völlig verwirrt hat, aber das Gesamtbild ist trotzdem ein überaus positives. Deshalb gibt es von mir vier Blümchen.


Aussehen: ♥♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥
 Schreibstil: ♥♥♥♥♥









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