Cover Monday #51 - Die Knochenuhren

Eine Aktion von The emotional Life of Books


Guten Morgen ihr Lieben und frohe Ostern! :)

Ob wir tot oder verschollen sind? Vielleicht ein bisschen verschollen, aber sonst geht es uns definitiv gut! Ich bin gestern von einer Woche Englandurlaub zurück gekommen und mache mich gleich auf den Weg zum Osterfrühstück mit den Schwiegereltern, bevor es dann noch ein paar Tage nach Süddeutschland geht. Und auch wenn ich während meiner Urlaube sonst selten so richtig weg-weg bin, dieses Mal schon. Aber nach den Osterferien geht es wie gehabt weiter, macht euch keine Gedanken. Ich hab ja auch ein paar Rezensionen angehäuft, die noch geschrieben werden wollen - und es wird Zeit, es juckt mir schon in den Fingern.

Als kleines Lebenszeichen heute also ein blitzschneller Cover Monday! Heute hab ich mir folgendes Cover ausgesucht:




An einem verschlafenen Sommertag des Jahres 1984 begegnet die junge Holly Sykes einer alten Frau, die ihr im Tausch für "Asyl" einen kleinen Gefallen tut. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly Sykes genau versteht, welche Bedeutung die alte Frau dadurch für ihre Existenz bekommen hat. Die Knochenuhren folgt den Wendungen von Holly Sykes' Leben von einer tristen Kindheit am Unterlauf der Themse bis zum hohen Alter an Irlands Atlantikküste, in einer Zeit, da Europa das Öl ausgeht. Ein Leben, das gar nicht so ungewöhnlich ist und doch punktiert durch seltsame Vorahnungen, Besuche von Leuten, die sich aus dem Nichts materialisieren, Zeitlöcher und andere kurze Aussetzer der Gesetze der Wirklichkeit. Denn Holly – Tochter, Schwester, Mutter, Hüterin – ist zugleich die unwissende Protagonistin einer mörderischen Fehde, die sich in den Schatten und dunklen Winkeln unserer Welt abspielt – ja, sie wird sich vielleicht sogar als deren entscheidende Waffe erweisen.

Ich bin ja eigentlich überhaupt kein Freund von knalligem Pink wie es die Vögel hier haben, aber insgesamt finde ich das Cover sehr ungewöhnlich und hübsch. Ich weiß auch nicht, vielleicht ist es die Dynamik, die Taschenuhr (ich liebe Taschenuhren!)... mir gefällt das Bild einfach in seiner Originalität. Mir zumindest würde es zwischen in letzter Zeit doch häufig sehr einheitlich-ähnlichen (ich meine das gar nicht abwertend, es ist bloß eine Feststellung und eigentlich in jedem Genre zu finden) auf dem Tisch in der Buchhandlung auffallen :)

Was meint ihr? Hingucker oder No-Go? Was hättet ihr vielleicht anders gemacht oder was hätte anders sein müssen, damit es auch euch anspringt?

Liebe Grüße, genießt den Ostermontag und wir lesen uns nach dem Urlaub nächste Woche wieder <3






Cover Monday #50 - Galveston

Eine Aktion von The emotional Life of Books


Nach ein, zwei Wochen, die wir ausgesetzt haben (der halbe März ist ja schon wieder rum!), hier mal wieder ein Cover von mir:



Ein Antiheld, der im Untergang zu wahrer Größe findet – kraftvoll, gnadenlos, mitreißend Normalerweise erledigt Roy Cady, ein kleines Licht in der Unterwelt von New Orleans, die dreckige Arbeit für seinen Boss. Jetzt muss er sich seinem eigenen Tod stellen: Zuerst erfährt er von seinem Lungenkrebs, kurz darauf entgeht er nur knapp dem Mordanschlag seines Chefs, der ihn aus Eifersucht umlegen lassen will. Am Ende überleben das Blutbad nur Roy und die Teenager–Prostituierte Rocky, die sich fortan an seine Fersen heftet. Zusammengehalten von ihrer gemeinsamen Herkunft aus den trostlosen Weiten Texas’ und der schwachen Hoffnung auf einen Ausweg flüchten die beiden tief in den amerikanischen Süden, in die Hafenstadt Galveston.

Wenn man sich einmal den roten Spiegel-Aufkleber weg denkt, finde ich das Cover super interessant gestaltet. Der Kerl sieht aus wie man sich den typisch amerikanischen Ganoven vorstellt. Legerer Sakko, Pistole hinten im Hosenbund (damit sitzt es sich bestimmt wahnsinnig bequem..). Was mir besonders gefällt ist die Stadt, die quasi durch ihn hindurch scheint. Ein Industriegebiet? Von Galveston vielleicht? In jedem Fall finde ich es ziemlich gut aufgemacht und es macht mich neugierig auf die Geschichte :)

Wie gefällt es euch? Ja, nein, vielleicht?

Liebe Grüße






BR - Katharina Hartwell - Der Dieb in der Nacht




 Titel: Der Dieb in der Nacht
 Reihe: -
 Autor: Katharina Hartwell
 Genre: Roman
 Verlag: Berlin Verlag
 Seitenzahl: 318 Seiten
 Preis: 20,00€








Dieser Mann ist Felix. Paul weiß es. In der einen Sekunde zumindest. Die Gewissheit brandet auf und ebbt ab, wie beschleunigte Gezeiten, die seinen Körper erfassen, ihn schwemmen, sich zurückziehen: Er weiß es, er weiß es nicht, er weiß es.

Felix ist verschwunden, spurlos. Seit jenem heißen Sommernachmittag vor so vielen Jahren hat niemand mehr etwas von ihm gesehen oder gehört. Für seine Familie und auch für seinen besten Freund Paul geht das Leben weiter - es muss weitergehen. Doch ganz ist Felix nie aus diesem Leben verschwunden. Und so ist sich Paul absolut sicher, dass dieser Fremde, den er in einer Prager Bar trifft, Felix sein muss. Er sieht ihm nicht ähnlich, aber Paul spürt eine Vertrautheit in der Art, wie Ira Blixen sich bewegt. Wie er ihn ansieht. Der Künstler hat vor Jahren sein Gedächtnis verloren. Es passt. Kann dieser Mann wirklich Felix sein?

Was müssen das für unvorstellbare Dinge sein, die man durchmacht wenn ein geliebter Mensch, ein Sohn, ein Bruder, der beste Freund einfach spurlos verschwindet? Allein die Thematik hat mich ein bisschen schlucken lassen, aber ich war neugierig wie Katharina Hartwell dieses Trauma aufarbeitet und wie die Figuren in ihrem Buch damit umgehen.
Paul arbeitet für eine Weile in Prag und fühlt sich in der Stadt alles andere als wohl. Erst kurz vor seiner Abreise zurück nach Deutschland passiert das Unglaubliche: er trifft diesen Fremden in einer Bar, der sich unter seinem Künstlernamen Ira Blixen vorstellt, und ist ganz instinktiv davon überzeugt, dass es sich bei ihm um seinen vor Jahren verschwundenen besten Freund Felix handelt. Er lädt Blixen zu sich nach Deutschland ein, damit er sich die Orte von Felix Kindheit und Jugend ansehen und so vielleicht die Erinnerung zurück bringen kann. Aber die ganze Zeit waren weder Paul noch ich uns sicher: sind die Indizien, an denen er Felix Identität festmacht, echt oder ist es einfach der immense Wunsch, Felix wieder gefunden zu haben, der ihn sich die Realität zurecht biegen lässt? Dasselbe gilt für Louise, Felix Schwester, mit der Paul noch immer in engem Kontakt steht. Zuerst glaubt sie Paul will sie auf den Arm nehmen. Aber dann wird der Wunsch, dass es vielleicht doch Felix ist, so übermächtig, dass auch sie beginnt die kleinen Details wahrzunehmen, die doch ganz eindeutig auf ihren Bruder hindeuten. Es entsteht eine ganz merkwürdige Dynamik zwischen den Dreien, sowohl Paul als auch Louise buhlen regelrecht um Blixens Aufmerksamkeit, während dieser einfach die Nischen zu nutzen scheint, die die beiden ihm bieten. Ich habe mich das ganze Buch über gefragt, was Blixen eigentlich dort zu suchen hat, rein aus seiner Sicht betrachtet. Er bleibt für mich ein Mysterium. Katharina Hartwell ist es also gelungen den Eindruck aufrecht zu erhalten, dass Ira Blixen alles und jeder sein könnte. Ein leeres, menschliches Gefäß, das man mit seinen Erwartungen füllen kann.
Dabei beschreibt sie Louises und Pauls Gefühle so eindringlich, so tiefgehend, dass es mir beim Lesen eine richtige Gänsehaut gemacht hat. Ich hab knietief in diesem Buch gesteckt, gefühlt, was Paul gefühlt hat, wenn er Blixen angesehen hat, und ihm und auch Louise von Herzen gewünscht, dass alles sich aufklärt und gut wird. In jedem Fall hat sie hier ein Buch geschaffen, auf das man sich in Ruhe einlassen muss - einfach mal so zwischen Tür und Angel runter lesen wird ihm nicht gerecht.

Sprachlich wunderschön und emotional sehr tiefgehend. "Der Dieb in der Nacht" hat mich gleich nach den ersten paar Seiten mitgenommen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Dafür bekommt Katharina Hartwell fünf Blümchen von mir!


Aussehen: ♥♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥♥
 Schreibstil: ♥♥♥♥♥










BR - Cory Doctorow - Pirate Cinema




 Titel: Pirate Cinema
 Reihe: -
 Autor: Cory Doctorow
 Genre: Jugendbuch
 Verlag: Heyne
 Seitenzahl: 509 Seiten
 Preis: 14,99€

Vielen Dank an das Randomhouse Bloggerportal, den Heyne Verlag und die zuständige Pressereferentin Elvina Prähofer für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!



"Jeder glaubt, dass seine Ideen einmalige, kostbare Schneeflöckchen sind. In Wahrheit sind Ideen wie Arschlöcher: Jeder hat eins."

Trent liebt die Filme des Schauspielers Scott Colford. Neben der Schule nutzt er jede freie Minute, um ihnen neues Leben einzuhauchen: er nimmt alte Filme Colfords und schneidet aus vielen winzigen Schnipseln völlig neue Kurzfilme, die die Internetgemeinde begeistern. Wen sie allerdings überhaupt nicht begeistern sind die großen Filmkonzerne. Wegen der Verletzung ihrer Urheberrechte wird Trents Familie der Internetzugang gesperrt. Seine Mutter verliert ihre Sozialstütze, sein Vater seinen Callcenter-Job, seine Schwester die Möglichkeit sich auf ihre Klausuren vorzubereiten. In dem Gefühl, dass sie alle ohne ihn besser dran sind, packt Trent seine Sachen und flüchtet sich nach London, wo ein völlig neues Leben für ihn beginnt: er besetzt Häuser und sammelt Essen aus den Müllcontainern von Supermärkten. Doch hier erkennt er auch, dass er etwas für seine Familie tun kann - zusammen mit seinen neuen Freunden sagt er den Filmkonzernen und ihren immer schärferen Urheberrechtsbestimmungen den Kampf an.

Tatsächlich schleiche ich schon eine ganze Weile um Cory Doctorow herum. Mein Freund hat "Little Brother" von ihm gelesen und bringt immer mal wieder auf, dass ich das Buch unbedingt lesen müsste. Als ich über "Pirate Cinema" gestolpert bin, habe ich mich dann kurzerhand dazu entschieden, dieses meinen ersten Doctorow sein zu lassen.
Die Thematik ist sehr aktuell und wird es wohl auch noch lange Zeit bleiben. Internetpiraterie vs. Urheberrecht und wie damit umgegangen wird. So wird beispielsweise Trents Familie komplett der Internetzugang gesperrt, obwohl er quasi Lebensgrundlage für die Familie ist. Sein Vater arbeitet von zu Hause als Callcenter-Agent über das Internet und verliert natürlich seinen Job. Seine Mutter, die Sozialhilfe bekommt, muss sich dafür regelmäßig über ein Internetportal des Amtes einloggen und melden - wie, wenn sie kein Internet hat? Das Buch setzt sich damit auseinander, ob der Schutz geistigen Eigentums wirklich dazu berechtigt ganze Existenzen zu zerstören. Ich denke wir sind uns alle einig, dass das Urheberrecht an sich gut ist. Denn es schützt auch die Bücher und Autoren, die wir so sehr lieben und stellt es unter Strafe, ihre Ideen einfach zu klauen und als eigene auszugeben. Das ist gut und richtig so, denn auch das ist Diebstahl und Diebstahl ist nach eigentlich jedem Strafrecht der Welt eine Straftat. Doch wie sieht es mit künstlerischer Freiheit aus? Trent nimmt Schnipsel bereits existenter Filme und fügt sie zu einem ganz neuen Film zusammen. Er hat den Schauspieler nicht gefragt, ob er das darf. Er hat Material genommen, das andere gedreht und inszeniert haben. Aber am Ende hat er etwas Neues geschaffen. Wir alle kennen das: Fanvideos auf youtube, die mit Musik unterlegt zu wunderschönen und meiner Meinung nach auch teilweise sehr künstlerischen Trailern zusammengefügt werden. Bücher, deren Geschichte eigentlich ursprünglich eine Fanfiction basierend auf dem Werk eines anderen war und jetzt trotzdem so viele begeistert. Ist das nichts wert? Fällt diese neue Idee automatisch auch denen in den Rachen, die ohnehin schon milliardenschwer sind? Wie ist der tatsächliche Schaden zu beurteilen, der ihnen dadurch entsteht? Und ist es richtig, dass auf Urheberrechtsverletzungen teilweise empfindlichere Strafen stehen als auf sexuellen Missbrauch?
Es steht zwar "Jugendbuch" dran und lässt sich auch sehr gut runter lesen, gerade weil Cory Doctorow unheimlich liebenswerte, schräge Charaktere erdacht hat und diese ganz spezielle Art von Humor mit einfließen lässt, aber wenn man es mal auf das Wesentliche reduziert ist es eine ziemlich ernste Geschichte. Eine, die einen nachdenken lässt - oder zumindest nachdenken lassen sollte. Hier und da gibt es ein paar Längen, aber alles in allem hat mich das Buch kaum losgelassen. Ich wollte wissen wie es für Trent weiter geht. Ob ihre erst kleine, dann immer größere Basis an Unterstützern eine Chance hat, Filmindustrie und den von ihr beeinflussten Politikern überhaupt etwas entgegen zu setzen. Neben der Gesellschaftskritik, die mir durchaus sehr nahe liegt, hat Doctorow dann noch für mich persönlich ein kleines Sahnebonbon oben drauf gepackt, nämlich einen Charakter, den ich von vorne bis hinten lieben konnte, auch wenn er mehr oder minder nur ein Nebencharakter war: Jem.

Aktuelle Gesellschaftskritik im Jugendbuch-Mantel, die alles andere als oberflächlich und seicht daher kommt. Cory Doctorow beleuchtet die Grenzen des Urheberrechts und wirft die Frage auf, wen es eigentlich schützt: den kleinen Mann und seine Ideen oder bloß den Profit der großen Konzerne? Für jeden, der sich auch nur ansatzweise für das Thema interessiert, eine unterhaltsame und empfehlenswerte Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Vier Blümchen!


Aussehen: ♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥
 Schreibstil: ♥♥♥♥♥









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